El Salvador & Bitcoin: Revolutionäre Lektionen
2021 führte El Salvador als erstes Land der Welt Bitcoin als eine offizielle Landeswährung ein. Ein visionärer Schritt oder ein riskantes Experiment? Erfahre, wie sich der mutige Entscheid auf Bevölkerung und Wirtschaft auswirkt und was die Welt daraus lernen kann.
Dass ein kleines, wirtschaftlich eher unbedeutendes Land über Nacht die weltweiten Schlagzeilen beherrscht, kommt nicht allzu oft vor. Im September 2021 überraschte das kleine mittelamerikanische Land El Salvador mit der Einführung des Bitcoins als offizielle Währung. Diese wegweisende Entscheidung machte El Salvador zum Pionier in der Adaption von Kryptowährungen und rückte Begriffe wie Bitcoin und die Blockchain-Technologie ins Rampenlicht. Die Ankündigung El Salvadors, Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel anzuerkennen, war ein revolutionärer Schritt, der die traditionellen Finanzmärkte aufhorchen liess und die Diskussion über die Zukunft des Geldes anregte. Durch diesen Schritt betonte El Salvador seine Unabhängigkeit von konventionellen Währungssystemen und setzte ein Zeichen für die globale Akzeptanz von Kryptowährungen. Es wird erwartet, dass andere Länder diesem Beispiel folgen könnten, und die Welt beobachtet gespannt, wie sich dieser historische Schritt auf die globale Wirtschaft und die Zukunft des Geldes auswirken wird.
Welche Gründe führten dazu, dass die Regierung El Salvadors einen so kühnen Schritt unternahm? Wie hat sich das "Experiment" bisher entwickelt und welche Lehren können andere Länder daraus ziehen?
El Salvador ist ein Entwicklungsland mit einer Bevölkerung von rund 6,5 Millionen Menschen. Etwa 70 % der Bewohnerinnen und Bewohner haben keinen Zugang zu traditionellen Finanzdienstleistungen, was zu finanzieller Ausgrenzung und wirtschaftlicher Instabilität führt. Die Bevölkerung ist stark von teuren Überweisungen aus dem Ausland abhängig, da viele Salvadorianerinnen und Salvadorianer im Ausland arbeiten und Geld in ihre Heimat senden. Dieser Prozess wird oft durch hohe Gebühren und lange Überweisungszeiten beeinträchtigt. Die Wirtschaft des Landes leidet unter hoher Inflation und ist stark vom US-Dollar abhängig, der bis zur Einführung des Bitcoins die alleinige Landeswährung war. Diese Abhängigkeit von einer fremden Währung hat El Salvador anfällig für externe wirtschaftliche Schocks gemacht und die finanzielle Autonomie des Landes eingeschränkt.
Als Präsident Nayib Bukele 2019 sein Amt antrat, sah er in der Kryptowährung die Chance, sich von Inflation und Dollarabhängigkeit zu lösen. Als Befürworter von Innovation und technologischem Fortschritt erkannte er die Potenziale von Kryptowährungen wie Bitcoin, um die wirtschaftlichen Herausforderungen des Landes zu bewältigen. Darüber hinaus strebte er danach, die finanzielle Inklusion zu fördern und den Zugang der Bevölkerung zu kostengünstigen Finanzdienstleistungen zu verbessern. Die Einführung von Bitcoin als offizielle Währung wurde als Mittel gesehen, um die Kosten und die Bürokratie bei der Überweisung von Geld aus dem Ausland zu reduzieren und gleichzeitig die finanzielle Autonomie des Landes zu stärken.
Am 7. September 2021 wurde also per Gesetz auf Bitcoin als offizielle Landeswährung umgestellt. Sämtliche Unternehmen waren aufgefordert, ab sofort Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Um die Nutzung zu fördern, bekam jeder Bürger beim Herunterladen einer speziellen Kryptowährungs-App namens „Chivo” Bitcoins im Wert von 30 Dollar geschenkt. Unter anderem konnte man ausserdem mit der Chivo-App günstiger tanken.
Ein holpriger Start
Was sich in der Theorie überzeugend anhört, scheiterte jedoch teilweise an der Realität. Tatsächlich luden über die Hälfte der Haushalte die Chivo-App herunter. Über 60 % davon gaben jedoch lediglich die Gratis-Bitcoins aus und machten danach keine weiteren Transaktionen. Der Kreis der täglichen, aktiven Nutzerinnen und Nutzer sind auch nach bald zwei Jahren eher klein. Er wird auf 20 % geschätzt und beschränkt sich vor allem auf junge, gut gebildete Leute, die meist eh schon über ein Bankkonto verfügten und nicht Ziel der Initiative waren.
Auch die Akzeptanz bei den Händlern und Unternehmen lief nicht wie geplant. Ein Jahr nach Einführung des Bitcoin-Gesetzes akzeptierten lediglich 20 Prozent der Unternehmen Bitcoin als Zahlungsmittel. Obschon dies im Gesetz vorgeschrieben war.
Von seinen Landsleuten musste sich Präsident Bukele viel Kritik anhören. Vor allem dafür, dass er ihnen den Bitcoin aufgedrängt hat und sie nicht ausreichend über die Risiken und Herausforderungen informiert wurden. Gerade in der Anfangszeit gab es viel Betrug und Identitätsklau. Statt der 30 Dollar Bitcoin-Guthaben, fanden viele leere Wallets vor.
Auch die starken Schwankungen des Bitcoin-Wertes werden von vielen kritisch gesehen, da sie bei der Bevölkerung zu grossen Kaufkraftschwankungen führen. El Salvador selbst hat schätzungsweise über 100 Millionen US-Dollar aus der Staatskasse in die Kryptowährung investiert. Durch den Kursfall des Bitcoins im Jahr 2022 sind diese 100 Millionen US-Dollar aktuell viel weniger Wert. Darunter leidet die Kreditwürdigkeit des Landes. Es wundert daher nicht, dass laut einer Studie der Universidad Centroamericana (UCA) mehr als drei Viertel der Bevölkerung die Einführung für eine Fehlentscheidung halten.
Doch bei aller Kritik gibt es auch viele positive Aspekte. Auch ist davon auszugehen, dass sich viele Effekte erst längerfristig zeigen werden.
Fakt ist, dass die Bevölkerung in den ersten acht Monaten bereits über vier Millionen Dollar an Überweisungsgebühren gespart hat. Unbestritten ist, dass die Initiative auch Investitionen ins Land geholt hat – insbesondere aus der Kryptobranche. Langfristig kann damit gerechnet werden, dass die Verbreitung von Kryptowährungen weiter zunehmen wird. Somit könnte das Entwicklungsland El Salvador in Zukunft eine führende Position in der Kryptowährungswirtschaft einnehmen.
Auch hatte El Salvador im Jahr 2022 phänomenale Tourismuszahlen. Viele führen dies ebenfalls auf die Einführung von Bitcoin zurück. Und sei es nur wegen der neuen weltweiten Aufmerksamkeit. Vor allem aber können die Erfahrungen aus El Salvador als Fallstudie für andere Länder und die Welt dienen.
Das Beispiel El Salvador zeigt, dass die Einführung von Bitcoin als offizielle Landeswährung verschiedene Herausforderungen mit sich bringt. Zunächst muss eine hohe Akzeptanz bei Händlern und der Bevölkerung geschaffen werden. Ebenso wichtig ist eine funktionierende Infrastruktur mit sicheren und benutzerfreundlichen Wallets, um Bitcoin im Alltag nutzen zu können. Zusätzlich sollte die Bevölkerung über die Nutzung und die Risiken aufgeklärt werden, um Missbrauch und Betrug vorzubeugen. Darüber hinaus müssen regulatorische Rahmenbedingungen geschaffen werden, die den rechtlichen Status und die Besteuerung von Kryptowährungen klar definieren, um eine sichere und transparente Nutzung zu gewährleisten.
Die Geschichte geht weiter
Trotz der Herausforderungen bieten Kryptowährungen zahlreiche Chancen. Gerade in weniger entwickelten Ländern können sie die finanzielle Teilhabe fördern und ärmeren Bevölkerungsschichten den Zugang zu Zahlungssystemen ermöglichen. Durch die Nutzung von Kryptowährungen können Menschen, die keinen Zugang zu traditionellen Bankdienstleistungen haben, an der globalen Wirtschaft teilnehmen und Zahlungen schnell und kostengünstig abwickeln. Dies kann dazu beitragen, die Armut zu bekämpfen und die wirtschaftliche Entwicklung in Entwicklungsländern voranzutreiben. Darüber hinaus bieten Kryptowährungen auch Möglichkeiten für Innovationen in Bereichen wie Finanztechnologie und digitale Identität, die das Potenzial haben, das Leben vieler Menschen weltweit zu verbessern.
Es bleibt abzuwarten, ob das Beispiel El Salvadors in anderen Ländern oder sogar weltweit Nachahmer finden wird. Unbestritten ist jedoch, dass die Initiative dem kleinen Land viel Aufmerksamkeit beschert hat. Mit seiner mutigen Entscheidung für ein dezentrales Finanzsystem hat El Salvador Geschichte geschrieben. Die Augen der Welt richten sich nun auf das mittelamerikanische Land, während es die Entwicklung und Umsetzung seines Bitcoin-Experiments weiterverfolgt. El Salvadors Entscheidung hat eine Debatte über die Zukunft des Geldes und die Rolle von Kryptowährungen in der globalen Wirtschaft angestossen. Die Welt wird gespannt darauf achten, wie sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren entfalten wird.
El Salvador ist das erste Land der Welt, das Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel anerkannt hat.
- NPR: El Salvador Just Became The First Country To Accept Bitcoin As Legal Tender
- nber: El Salvador’s Experiment with Bitcoin as Legal Tender
- PWC: El Salvador’s law: a meaningful test for Bitcoin
- Rootstock: Bitcoin as Legal Tender: Lessons Learned So Far From El Salvador
- Frost: Cryptocurrencies and Central Bank Digital Currencies as Legal Tender: Implications for an Increasingly Digitalized Global Economy
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